Als Sohn einer deutschen Kaufmannsfamilie in Zürich aufgewachsen, studierte Willi Schohaus Theologie, Philosophie und Psychologie in Basel und Bern. 1923 folgte die Dissertation ‹Die theoretischen Grundlagen und die wissenschaftstheoretische Stellung der Psychoanalyse›. In den Jahren 1925–1928 war er Lehrer für Pädagogik, Psychologie und Deutsch am kantonalen Lehrerseminar in Rorschach, bevor er 1928 zum Direktor des kantonalen Lehrerseminars in Kreuzlingen ernannt wurde. Er stand dem Seminar bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1962 vor. Schohaus verfasste zahlreiche pädagogische und pädagogikkritische Publikationen. Er starb 1981 in Zürich. Vgl. dazu: Frick, Gerhard: Willi Schohaus. Erziehung durch Ermutigung und mit Autorität. Amriswil 2000; Trösch, Erich: Schohaus, Willi. In: e-HLS, Version vom 23. 7. 2010.
Schohaus, Willi: Jugend in Not. Ein Appell an die Öffentlichkeit. In: Schweizer Spiegel (11/1936), S. 8–17.
Dies der Titel eines Folgeartikels von Schohaus von Januar 1938: Schohaus, Willi: Der Kampf um Aarburg. In: Schweizer Spiegel (13/1938), S. 6–23.
Schohaus erwähnt rund 600 Zeitungsartikel zum Thema, die er bis Ende 1937 gesammelt habe. Schohaus 1938, S. 15.
Otto Lippuner wuchs als Sohn eines Lehrers im sankt-gallischen Balgach auf. Das Lehrer-patent erwarb er 1917 in Rorschach und wurde 1920 vom Primar- zum Gewerbelehrer. Im April 1925 wurde Lippuner für die technischen Fächer zum zweiten Anstaltslehrer in Aarburg gewählt. Dieses Amt versah er neben seiner Tätigkeit als Gewerbelehrer in Aarburg-Oftringen bis zu seiner Suspendierung 1936. Von 1941 bis 1961 unterrichtete er in Wetzikon an der Gewerbeschule vornehmlich Staatsrecht und Wirtschaftskunde. Dort starb er 1978. Sein im Jahr 1941 erstmals erschienenes Handbuch ‹Masse, Formeln, Tabellen› wurde 2010 in der 86. Auflage gedruckt. Für die Auskunft sei der jüngeren Tochter Edith Bachmann-Lippuner gedankt. Vgl. ausserdem: «Ich würde wieder Lehrer». Otto Lippuner (Wetzikon) 80jährig. In: Der Zürcher Oberländer, 3. Mai 1976, http://www.wetzipedia.ch/images/4/48/Chronik_1976_ Mai_Seiten_160_bis_195.pdf (6. 5. 2014); Bericht grossrätliche Kommission, 2. 12. 1937, S. 22 f. (StAAG DJ02.0050).
Sitzungsprotokoll AK, 30. 9. 1925, Art. 23 (StAAG DJ02.0142).
StAAG R05.J02c.0837: Nr. 1638, 15. 9. 1934. Im Auswahlverfahren werden auch familiäre Gründe für die Nichtwahl Lippuners geltend gemacht. Ironischerweise bewarb sich auch der namhafte reformpädagogisch orientierte Pionier Karl Wilker auf die Lehrerstelle, wurde aber aus Altersgründen und aus Mangel an Qualifikationsbescheinigungen abgelehnt. Zu Wilker vgl. Abschnitt 4.14, S. 185–188. Segin blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1969 in Aarburg. Vgl. Jahresbericht Aarburg 1968/69, S. 2.
Ernst Steiner wurde am 6. März 1904 als sechstes von sieben Kindern in eine Arztfamilie in Rein ach (AG) geboren. Nach dem Besuch der Kantonsschule in Aarau und des Instituts Minerva in Zürich absolvierte er ein Studium an der Landwirtschaftlichen Abteilung der ETH in Zürich, das er 1926 mit dem Diplom abschloss. Nach einem landwirtschaftlichen Volontariat in Nordfrankreich sowie in der Heil- und Pflegeanstalt Waldau bei Bern arbeitete er ab April 1929 in Kanada auf Farmen und beim Brückenbau sowie an der kalifornischen Hochschule für Landwirtschaft. Ab Anfang 1931 war Steiner auf dem Gutsbetrieb der eidgenössischen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Bern-Liebefeld tätig, bevor er im Mai 1932 als jüngster von 33 Bewerbern im Alter von 28 Jahren zum Nachfolger des Anstaltsdirektors Scheurmann gewählt wurde. Mit über 37 Jahren stand Steiner der Anstalt bisher am längsten vor. Im Herbst 1969 trat er in den Ruhestand und starb 1977 in Aarburg. Vgl. dazu: Häberli, Hans: Ernst Steiner zum Gedenken. In: Fachblatt für schweizerisches Heim- und Anstaltswesen (49/1978), S. 28–30; Jahresbericht Aarburg 1968/69, S. 4–7; Bewerbungsschreiben von Ernst Steiner, 20. 11. 1931 (StAAG JA 1c, Nr. 6).
Protokoll AK-Sitzung, 17. 10. 1935, Art. 24 und 25 (StAAG DJ02.0142).
Lippuner soll etwa dem Schreinermeisterverband von mangelhafter Ausstattung der Werkstätten berichtet haben, worauf der Verband sich mit einer schriftlichen Rüge gemeldet habe. Vgl. ebd.
Friedrich Ludwig Kim war von 1895 bis 1912 Lehrer an der Fortbildungsschule in Möriken, Vorstandsmitglied des aargauischen Lehrervereins und der Lehrerkonferenz und von 1912 bis zu seinem Tod Sekretär der aargauischen Erziehungsdirektion. Kim war Mitglied der FDP. Vgl. Halder, Nold: Kim, Friedrich Ludwig. In: BLA, S. 456–458.
Schohaus 1936, S. 8 f.
Hierzu und zum Folgenden: Schohaus 1936, S. 9.
Josef Rüttimann, geboren in Abtwil als Sohn eines Landwirts, erlangte 1913 das aargauische Fürsprecherpatent, arbeitete als Gerichtsschreiber und führte von 1921 bis 1935 eine Anwaltspraxis in Muri. Von 1929 bis 1935 amtete er als katholisch-konservativer Grossrat und von 1935 bis 1952 als Regierungsrat (Justiz- und Polizeidirektion). Vgl. dazu: Wohler, Anton: Rütti-mann, Josef. In: e-HLS, Version vom 12. 7. 2010; CVP Aargau 1992, S. 53; Regierungsrat AG 1954, S. 177.
Schohaus 1936, S. 9.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, Art. 508, S. 679.
Diese Anklageschrift Lippuners, die Schohaus als Grundlage für seinen Artikel im ‹Schweizer Spiegel› diente, befindet sich gemäss einer Mitteilung vom Juli 2016 im noch nicht zugänglichen Nachlass von Schohaus im Staatsarchiv Thurgau: StATG ZA 2001-036, Schohaus Willi: Fall Zwangserziehungsanstalt Aarburg. Vgl. dazu: Schohaus 1936, S. 10.
Hierzu und zum Folgenden: Untersuchung GR-Kommission, 14. 5. 1937, S. 33 (StAAG DJ02.0050).
Zu Adolf Guggenbühl vgl. Marti-Weissenbach, Karin: Guggenbühl, Adolf. In: e-HLS, Version vom 12. 12. 2013.
Frick 2000, S. 10, 80.
Die Nation, 30. 4. 1936, S. 4 f.
Dies belegt sein Nachlass: ZB Zürich, Handschriftenabteilung, Nachlass A. Ehrismann, 12. 3. 2. Pressartikel von Jenö Marton 1926–1951. Zu Jenö Marton vgl. etwa Abschnitt 4.3, S. 120 f.
Die Nation, 30. 4. 1936, S. 4.
In diesem Zusammenhang wäre abzuklären, wann der Kontakt zwischen Schohaus und Lippuner durch Guggenbühl etabliert wurde. Sollte dies vor dem 18. Oktober 1935 geschehen sein, wäre der Anstaltsbesuch der Lehrerschaft wohl nicht als spontan, sondern als Teil einer konzertierten Kampagne zu deuten. Auch in dieser Frage könnte der Nachlass von Schohaus mehr Aufschluss geben. Vgl. oben, S. 204, Anm. 17.
Untersuchung GR-Kommission, 14. 5. 1937, S. 33 (StAAG DJ02.0050).
Hierzu und zum Folgenden: Schohaus 1936, S. 12–16. Mit welcher Überzeugung Schohaus den Angriff führte, zeigt der Umstand, dass er noch zwölf Jahre später, im Sommer 1948, in zweiBriefen an einen Zürcher Rechtsanwalt Direktor Steiner als «pädagogisch unfähig» bezeich nete. Steiner verfüge «in keiner Weise über diejenige pädagogische und speziell heilpädagogische Ausbildung und auch nicht über eine ausreichende natürliche Begabung auf diesem Gebiete, die Voraussetzung dafür sein müsste, ihm ausgesprochene Heilerziehungsfälle anzuvertrauen». Protokoll AK, 15. 6. 1949 (StAAG DJ03.0177).
Schohaus 1936, S. 17.
Ebd.
Ebd.
Hierzu und zum Folgenden: Hanselmann, Heinrich: Wie soll die Ausbildung des Anstaltsleiters beschaffen sein? In: Die Nation, Nr. 27, 2. 7. 1936, S. 5.
Vgl. oben, S. 202 f., Anm. 8. Die AK, die sich dieser Umstände bewusst war, hob im Rahmen des damaligen Bewerbungsverfahrens hervor, dass sich Steiner aufgrund seiner Jugend leichter einarbeiten könne, umfassende Sprachkenntnisse besitze und hinsichtlich der Allgemeinbildung dem zuletzt verbliebenen Konkurrenten überlegen sei. Protokoll AK, 9. 5. 1932 (StAAG DJ02.0142).
Justizdirektion an Regierungsrat, 8. 6. 1936, S. 9 (StAAG R05.J2c, 8. 6. 1936, Nr. 997); Verhandlungen GR AG, Art. 508, 15. 6. 1936, S. 684.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, Art. 508, S. 685.
Loosli 1936, S. 31 f. (SLA Loosli Ms S 27-1). Gemäss Schohaus hatte sich Loosli an ihn gewandt und ihm angeboten, das von Schohaus gesammelte Material zu einer Broschüre zu verarbeiten. Vgl. Willi Schohaus an Fritz Baumann, 22. 7. 1936, S. 2 (SSA Ar. 134.45.1).
Schohaus 1938, S. 11 f.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, S. 686, 690.
Samuel Holliger war seit 1922 Pfarrer in Gränichen und Hauptinitiant der 1932 ins Leben geru fe nen Arbeitskolonie Murimoos, die der Wiedereingliederung von Erwerbslosen diente und deren Präsident er ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod 1982 war. Auch die Einrichtung der kantonalen Pflegeanstalt in den Gebäuden des ehemaligen Klosters Muri geht auf seine Initiative zurück. Zudem war Holliger Präsident der kantonalen Schutzaufsichtskommission und Entlassenenfürsorge. Für die EVP sass er von 1929 bis 1941 im aargauischen Grossen Rat. Vgl. Steigmeier, Andreas: Holliger, Samuel. In: e-HLS, Version vom 7. 4. 2011.
Arthur Schmid war promovierter Nationalökonom und Handelslehrer in Winterthur. Von 1917 bis 1920 war er Zürcher Kantonsrat, bevor er 1919 Nationalrat wurde und dies bis zu seinem Tod 1958 ununterbrochen blieb. Ab 1921 vertrat er die SP zudem im aargauischen Grossen Rat. Seit 1920 war er Parteisekretär der SP Aargau, übernahm ausserdem die Redaktion des ‹Freien Aargauers› und entwickelte das Blatt zu einer renommierten Tageszeitung. Vgl. dazu: Wichers, Hermann: Schmid, Arthur. In: e-HLS, Version vom 15. 8. 2011; Wicki 2006, S. 464; Gautschi, Willi: Geschichte des Kantons Aargau. Band 3: 1885–1953. Baden 1978, S. 549.
Anton Kaufmann, Pfarrer in Sarmenstorf von 1915 bis 1945, gehörte dem Grossen Rat zwischen 1921 und 1941 an. Vgl. Wicki 2006, S. 439.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, S. 686, 690. Weitere Mitglieder waren: Ernst Aebi, Kommissionspräsident, von Brugg; Adolf Aeschbach; Fritz Dubois, Zofingen; Robert Eichenberger, Turgi; Hans Häfeli, Brugg; Eugen Senn, Lenzburg; Albert Stutz (1877–1955), von 1921 bis 1945 katholisch-konservativer Grossrat, als Lehrer und Präsident der aargauischen Raiffeisenkasse tätig; Gustav Tschudi (1884–1952), für die BGB im Grossen Rat von 1919 bis 1929 sowie von 1932 bis 1945, Landwirt und Gemeindeammann in Wittnau. Vgl. Wicki 2006, S. 471, 475.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, S. 688.
Verhandlungen GR AG, 30. 6. 1936, S. 697.
Jakob Baumann war Land- und Gastwirt in Schafisheim sowie von 1909 bis 1942 Grossrat und von 1919 bis 1942 Nationalrat der BGB. Er gehörte von 1934 bis 1942 der AK der ZEA Aarburg an. Vgl. dazu: Wohler, Anton: Baumann, Jakob. In: e-HLS, Version vom 11. 4. 2002; Wicki 2006, S. 400; Gut 1969, S. 141.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, S. 689.
Fritz Baumann war nach dem Jura-Studium als Rechtsanwalt in Aarau tätig und sass für die SP von 1925 bis 1931 im aargauischen Grossen Rat. Von 1931 bis 1961 gehörte er dem aargauischen Obergericht an. Vgl. dazu: Grunder, Hans-Ulrich: Baumann, Fritz. In: e-HLS, Version vom 11. 4. 2002; Regierungsrat AG 1954, S. 168; SSA Ar 135, http://www.findmittel.ch/archive/ archNeu/Ar135.html (17. 11. 2014).
Fritz Baumann an Willi Schohaus, 27. 6. 1936, S. 1 (SSA Ar. 135.45.1). Hervorhebungen im Original unterstrichen. Ob es sich beim «Führer der Evangelischen» um Grossrat Holliger handelt, ist unklar, aber möglich. Mit der Gewerkschaft ist der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) gemeint.
Verhandlungen GR AG, 15. 6. 1936, S. 687.
Botschaft RR an GR, Nr. 301: Zwangserziehungsanstalt Aarburg. Angriffe in der Öffentlichkeit. Untersuchungsbericht. Aarau, 12. 2. 1937.
Schohaus 1938, S. 8.
Rüttimann folgte 1935 dem aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Regierungsrat Xaver Stalder (1868–1936) im Amt. Die AK-Sitzung vom Oktober 1935 war die erste, die er präsidierte. Der Anstaltsskandal traf ihn am Anfang seiner Amtszeit und damit wohl unvorbereitet.
Am 14. März 1937 fanden im Aargau Kantonsratswahlen statt.
Untersuchung GR-Kommission, 1. 3. 1937, S. 19 (StAAG DJ02.0050).
Botschaft RR, 12. 2. 1937, S. 6.
Schohaus zitierte Lippuners Bericht folgendermassen: «Durch den geschlossenen Fensterladen drang durch fünf fingerdicke Löcher die einzige frische Luft. Es war entsetzlich, was da einem manchmal für Düfte entgegenströmten, wenn man das Essen bringen musste. Vier Wochen lang in einer solchen Luft! […] Als ich einen dicht bei der Türe am Boden liegend vorfand, meinte er, er hätte da durch die Türspalte am Boden so am ehesten frische Luft.» Schohaus 1936, S. 15.
Botschaft RR, 12. 2. 1937, S. 20 f.
Ebd., S. 22 f.; Bericht GR-Kommission, 2. 12. 1937, S. 24 f.
Untersuchung GR-Kommission, 11. 11. 1936, S. 14 f. (StAAG DJ02.0050).
Bericht GR-Kommission, 2. 12. 1937, S. 7. Nationalrat Schmid stellte entsprechend selbstkritisch fest: «Zöglinge konnten mit Rücksicht auf das Interesse der Anstaltserziehung nicht einvernommen werden; es ging nicht an, die Zöglinge mit ihren eigenen Lehrern und Werkmeistern zu konfrontieren. In dieser Richtung ist die Untersuchung unvollständig.» Verhandlungen GR AG, 2. 12. 1937, Art. 122, S. 114. Bei der Untersuchung zu den Misshandlungsvorwür fen im Jahr 1914 hatten solche Erwägungen offensichtlich keine Rolle gespielt. Vgl. etwa Abschnitt 4.2, S. 113–117.
Untersuchung GR-Kommission, S. 28–61 (StAAG DJ02.0050).
Ebd., S. 59.
Ebd., S. 41.
Max Briner an Direktor Steiner, 18. 6. 1936, S. 2 (SSA Ar. 135.45.1).
Ebd. Oberrichter Fritz Baumann, der durch seinen langjährigen Freund und ehemaligen Anstaltslehrer Max Briner über die Zustände in Aarburg unterrichtet war, bezeichnete den Oberaufseher als «Feldwebel nach preussischem Muster». Baumann, Fritz: Um die Anstalt Aarburg. In: Thurgauer Arbeiterzeitung, 23. 6. 1936. Vgl. Fritz Baumann an Willi Schohaus, 24. 7. 1936, S. 2–4 (SSA Ar. 135.45.1).
Untersuchung GR-Kommission, S. 42 (StAAG DJ02.0050).
Die Schreibweise des Namens variiert. Sofern nicht zitiert, wird hier die Variante Meyer verwendet, die sich im Nachruf von 1963 findet. Vgl. Jahresbericht Aarburg 1962/63, S. 47 (AJA).
Untersuchung GR-Kommission, S. 43 (StAAG DJ02.0050). Meyer war zuvor fünf Jahre in der Strafanstalt Lenzburg als Aufseher beschäftigt. Im 1937 erschienen Anstaltsroman ‹Jugend am Abgrund› wird er «Chef» genannt. Die dort geschilderte Bestrafung eines Jugendlichen wegen homosexueller Aktivitäten mittels «Abkühlung im Brunnen» gab er auf Befragung durch Grossrat Holliger unumwunden zu; er habe dies auf Anweisung Direktor Scheurmanns getan. Vgl. dazu: Untersuchung GR-Kommission, S. 43 f. (StAAG DJ02.0050); Sutter 1937, S. 55 f.; Verzeichnis der Beamten und Angestellten 1905–1932, S. 24 (AJA).
Untersuchung GR-Kommission, S. 56 (StAAG DJ02.0050).
Max Briner an Fritz Baumann, 8. 7. 1936 (SSA Ar. 135.45.1).
Ebd.
Jahresbericht Aarburg 1934, S. 4 f.
Im Bericht der GR-Kommission heisst es denn auch, der Landwirtschaftsbetrieb sei in den letzten Jahren auf 59 Jucharten (ca. 21 Hektaren) erweitert worden, wovon 25 Jucharten Pacht-land seien. Vgl. Bericht GR-Kommission, S. 5 (StAAG DJ02.0050). Zum Vergleich: Die AEA Uitikon, wo die Landwirtschaft den Schwerpunkt bildete, verfügte 1926 über 33 und 1943 über 51 Hektaren. Vgl. Furger 2008, S. 21. Die Juchart ist ein altes Flächenmass für Äcker, das in der Deutschschweiz 1838 auf 1 Juchart = 36 Aren vereinheitlicht wurde. Vgl. Dubler, Anne-Marie: Juchart. In: e-HLS, Version vom 20. 5. 2010.
Untersuchung GR-Kommission, S. 59 (StAAG DJ02.0050). Diese Darstellung deckt sich mit Erinnerungen des ehemaligen Lehrers Briner: «Sie erinnern sich noch, wie Sie einmal gesagt haben, dass Sie zuerst die Landwirtschaft auszubauen gedenken, dann die Gewerbe und hierauf den Erziehungsfragen Ihre Aufmerksamkeit schenken wollen. Darauf habe ich Ihnen doch erläutert, dass dies nicht möglich sei; dass wir versuchen müssten, unsere Sorgfalt allem gleichzeitig zu widmen.» Max Briner an Direktor Steiner, 18. 6. 1936, S. 4 (SSA Ar. 135.45.1.).
Untersuchung GR-Kommission, S. 34, 47 f., 51 (StAAG DJ02.0050).
Ebd., S. 35 f., 38, 46, 49, 51.
Ebd., S. 36.
Exemplarisch etwa die Aussage des Bäckermeisters Gottfried Richiger: «Lippuner war immer ein Nörgeler, ich habe mit ihm nicht viel gehabt. Andere waren ziemlich intim mit ihm, später aber verfeindeten sie sich mit ihm, dies vor allem deshalb, weil er die Gewohnheit hatte, die Werkstätten abzusuchen, um aus den vorgefundenen Neuigkeiten für sich Kapital zu schlagen.» Ebd., S. 48.
Ebd., S. 3 f., hier 4. Zu Hans P. vgl. AJA Dossier Nr. 1581.
Untersuchung GR-Kommission, S. 5 (StAAG DJ02.0050).
Ebd., S. 6.
Ebd., S. 83–85. Tatsächlich verunglimpfte Steiner den unliebsamen Kritiker Schohaus, der zwar in Zürich geboren worden war, jedoch lange Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft besass und im Thurgau wirkte, auf unsachliche und selbstgerechte Weise: «Nur zu leicht gehen wie bekannt im Fernen Osten die Kanonen los. Auch innerhalb unserer Landesmarken wird bisweilen aus derselben Himmelsrichtung ein Schuss abgefeuert. – Aber – dem Geschoss ist trotz gewaltigen Lärms, trotz Rauch- und Gasentwicklung nur allzuoft ein ruhmloses Ende als Blindgänger beschieden. Zwar lässt sich das kriegerische und heldische Gebahren leicht aus der Nähe der früheren Heimat erklären. Wir empfehlen dem Kanonier, seine Lunte von nun an zum Trocknen seines noch feuchten Bürgerbriefes zu verwenden.» Jahresbericht Aarburg 1936, S. 3 (NB V Aargau 353).
Robert Eichenberger, Bezirkslehrer in Turgi, sass für die Sozialdemokraten von 1933 bis 1949 im aargauischen Grossrat. «[…] ein junger Mann, nicht von überragendem Format, aber sehr anständig und tüchtig.» Fritz Baumann an Willi Schohaus, 27. 6. 1936 (SSA Ar. 135.45.1.). Vgl. Regierungsrat AG 1954, S. 146.
Adolf Aeschbach (1888–1969) war von 1921 bis 1961 für die sozialdemokratische Partei im Grossen Rat und von 1943 bis 1959 im Nationalrat. Beruflich tätig war er in der Zigarrenindustrie, später als Ofenbauer. Vgl. dazu: Wicki 2006, S. 398; Regierungsrat AG 1954, S. 167.
Bericht GR-Kommission, 2. 12. 1937, S. 19 (StAAG DJ02.0050).
Protokoll AK-Sitzung, 1. 12. 1936, S. 3 (StAAG DJ02.0142).
Loosli 1936, S. 10–18 (SLA Loosli Ms S 27-1). Loosli implizierte damit auch, dass eine Erziehungsanstalt nicht nach Kriterien der Wirtschaftlichkeit funktionieren dürfe.
Protokoll AK-Sitzung, 1. 12. 1936, S. 4 f. (StAAG DJ02.0142). Gemäss dem Untersuchungsbericht erfolgte die Nichtwiederwahl am 6. 8. 1937, rückwirkend auf den 1. 8. 1937. Vgl. Bericht GR-Kommission, S. 25 (StAAG DJ02.0050).
Ebd.
Ebd., S. 21.
1936, als der Anstaltsskandal akut wurde, bestand die AK aus Justizdirektor Rüttimann, den altgedienten Herren Fabrikant Walty (seit 1893) und alt Oberrichter Rohr (seit 1902), Direktionssekretär Kim (seit 1929) sowie aus Nationalrat und Landwirt Baumann (seit 1934). Erst 1984 nahm mit der Grossrätin Verena Fuchs (SVP) die erste Frau Einsitz in der AK (bis 1991). Vgl. etwa Jahresbericht Aarburg 1990/91, S. 1 (AJA).
Walter Kohler war Sekundar-, später Bezirkslehrer, von 1921 bis 1940 sowie von 1949 bis 1953 SP-Grossrat und von 1938 bis 1947 Nationalrat. Als Mitglied der AK amtete er von Januar 1938 bis 1963. Vgl. dazu: Brian Scherer, Sarah: Kohler, Walter. In: e-HLS, Version vom 23. 10. 2008; Gut 1969, S. 141; Regierungsrat AG 1954, S. 174.
Bericht GR-Kommission, S. 9 (StAAG DJ02.0050).
Ebd., S. 9 f.
Ebd., S. 26; Verhandlungen GR AG, 2. 12. 1937, Art. 122, S. 119.
Bericht GR-Kommission, S. 13–15. (StAAG DJ02.0050).
Robert Hinderling, von Maur und Basel, war von Oktober 1936 bis Oktober 1948 als Anstaltspfarrer in Aarburg tätig. Vgl. dazu: Untersuchung GR-Kommission, S. 31 (StAAG DJ02.0050); Jahresbericht Aarburg 1948, S. 1; Pfister, Willy: Die reformierten Pfarrer im Aargau seit der Reformation 1528–1985. In: Argovia (97/1985), S. 89; Gut 1969, S. 142; Kirchenrat der Evan gelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich (Hg.): Jahresbericht 2002, S. 49.
Bericht GR-Kommission, S. 14 f. (StAAG DJ02.0050).
Untersuchung GR-Kommission, S. 31 (StAAG DJ02.0050).
Bericht GR-Kommission, S. 26 (StAAG DJ02.0050).
Heinrich Roman Abt, zuerst FDP-Mitglied, war 1920 Gründungsmitglied der aargauischen BGB. Von 1917 bis 1941 gehörte er dem Grossen Rat und von 1919 bis 1942 dem Nationalrat an. Er war Fürsprecher, Notar und Landwirt in Bünzen. 1941 zeigte Abt im Rahmen der Affäre um Oberst Gustav Däniker (1896–1947) starke anpasserische Tendenzen an das Dritte Reich. Vgl. dazu: Wicki 2006, S. 397; Wohler, Anton: Abt, Heinrich Roman. In: e-HLS, Version vom 20. 2. 2001; Keller, Franziska: Oberst Gustav Däniker: Aufstieg und Fall eines Schweizer Berufsoffiziers. Zürich 1997.
Hierzu und zum Folgenden: Verhandlungen GR AG, 2. 12. 1937, Art. 122, S. 117.
Ebd., S. 116.
Untersuchung GR-Kommission, S. 13 (StAAG DJ02.0050).
Den Subkommissionen gehörten an: A: Oberrichter H. Lanz, Rektor Stöckli, Nationalrat Kohler; Subkommission B: Fabrikant Walty, Baumeister G. Müller, Nationalrat Baumann. Vgl. Botschaft RR an GR, Nr. 692, 10. 5. 1940, S. 2 f.
Hans Grob, Dr. jur., war seit 1911 als II. Amtsvormund der Stadt Zürich tätig und wechselte 1929 als geschäftsleitender Sekretär ins neu geschaffene Jugendamt. Von 1919 bis 1929 gehörte er dem Stiftungsrat der Pro Juventute an, und von 1920 bis 1960 war er als Redaktor bei der gleichnamigen Zeitschrift tätig. Vgl. dazu: Wilhelm 2005, S. 238, 310; Ledermann, Alfred: Dr. Hans Grob †. In: Pro Juventute (46/1965), S. 302.
1. Erziehungsanstalt für verwahrloste, verdorbene, aber harmlosere jugendliche Rechtsbrecher (Art. 91, Abs. 1); 2. Erziehungsanstalt für verwahrloste, gefährdete, aber besonders verdorbene jugendliche Rechtsbrecher (Art. 91, Abs. 3); 3. Heilanstalt für jugendliche Rechtsbrecher mit physischem oder psychischem Mangel (Art. 92); 4. Jugendgefängnis/Einschliessungsanstalt für jugendliche Rechtsbrecher, die keiner besonderen Behandlung bedürfen (Art. 95). Vgl. Botschaft RR an GR, 10. 5. 1940, S. 5.
Ebd., S. 8 f. Der Paragraf 3 des Organisationsdekrets von 1943 legte allerdings die Einweisung Jugendlicher gemäss Art. 89 und 91, Ziff. 1 des StGB fest. Vgl. Dekret über die Organisation der kantonalen Erziehungsanstalt Aarburg. Vom 9. September 1943, S. 2.
Botschaft RR an GR, 10. 5. 1940, S. 10.
Ebd.
Ebd., S. 20.
Hierzu und zum Folgenden: Verhandlungen GR AG, 18. 3. 1946, Art. 248, S. 362.
Dieses setzte sich zusammen aus: Verwalter Gerber (Uitikon); alt Jugendsekretär Grob; Oskar Kurt (Eidg. Justiz- und Polizeidepartement); Ernst Weber (1900–1968), Vorsteher der Vormundschaftsbehörde Basel-Stadt und Chefredaktor der ‹Arbeiter-Zeitung›.
Botschaft RR an GR, Nr. 1718, 13. August 1951, S. 8.
Ebd., S. 2 f.; Hüssy 1993, S. 40 f.
Jahresbericht Aarburg 1945, S. 4 f.
Jahresbericht Aarburg 1946, S. 2 f.
Botschaft RR an GR, 13. 8. 1951, S. 3.
Bericht GR-Kommission, 2. 12. 1937, S. 8 f.
Botschaft RR an GR, 12. 2. 1937, S. 15 f.: «Die Einzelzellen dienen sozusagen ausschliesslich als Schlafraum und die Zöglinge halten sich tagsüber darin nicht oder nur kürzere Zeit auf. Es sind einfache Räume mit vergitterten Fenstern […]. Sie enthalten alles nötige Mobiliar, dazu ein Büchergestell mit den Schul- und Bibliothekbüchern. Die Zöglinge haben die Möglichkeit, ihre Zelle nach ihrem Geschmack auszuschmücken. Einzelne haben keinen Sinn dafür und lassen die Zelle so, wie sie ist; andere verraten einen banalen, kitschigen Geschmack, während man dann und wann recht ansprechende, selbst angefertigte Zeichnungen und dergleichen findet.»
Botschaft RR an GR, 10. 5. 1940, S. 17 f.
Botschaft RR an GR, 13. 8. 1951, S. 9.
Verhandlungen GR, Art. 248, 18. 3. 1946, S. 360; Jahresbericht Aarburg 1946, S. 3.
Hüssy 1993, S. 44 f.; Gut 1969, S. 34; Jahresbericht Aarburg 1949, S. 13. In einem Jahresbericht der Erziehungsanstalt findet sich eine prägnante Zusammenfassung der behördlichen Vorgänge der Jahre 1946 bis Ende 1951: «In der Folge wurde dieses Postulat [Berger] durch eine Spezialkommission […] geprüft. Diese Expertenkommission erstellte ein Gutachten, in welchem sie das Verbleiben der Anstalt auf der Aarburg befürwortet, unter der Bedingung, dass der heutige Zellenbau abgetragen und in zwei Gebäuden neu aufgebaut werden müsse. Gestützt auf dieses Gutachten erstellte das Kant. Hochbauamt ein generelles Umbauprojekt. Die nämliche Expertenkommission prüfte dann im Auftrage der ‹Landeskonferenz für soziale Arbeit› dieses Projekt. In mehreren Sitzungen wurden die Pläne durchberaten und nach Anbringung verschiedener Abänderungsvorschläge zusammen mit einem ausführlichen Bericht zuhanden des Grossen Rats an die Regierung weitergeleitet. Am 7. Mai 1951 nahm die Regierung einen Augenschein vor und stimmte dem Expertenbericht, sowie dem Bauprojekt zu. Expertenbericht und Baupläne wurden an den Grossen Rat weitergeleitet, und dieser bestellte zur Behandlung aller Sachfragen eine elfgliedrige Kommission. Die grossrätliche Kommission trat am 27. Dezember 1951 zu einer Sitzung auf der Aarburg zusammen und beantragte dem Grossen Rat, dem Expertengutachten und dem Projekt zuzustimmen, mit der Weisung an die Kant. Baudirektion, sofort mit der Ausarbeitung der Detailpläne zu beginnen.» Jahresbericht Aarburg 1950/51, S. 16 f.
Alfred Bruggmann war von 1945 bis 1958 katholisch-konservativer Grossrat und von 1955 bis 1958 Gemeinderat seines Wohnorts Ennetbaden. Der AK der Anstalt Aarburg gehörte er von 1946 bis 1957 an. Als diplomierter Elektrotechniker war er seit 1917 bei der BBC in Baden beschäftigt. Ab 1938 verfasste Bruggmann die Verse der von Robert Lips (1912–1975) gezeichneten Globi-Bücher, und seit 1942 besorgte er die Redaktion der Personalzeitung ‹Wir und unser Werk›. Vgl. dazu: Steigmeier, Andreas: Bruggmann, Alfred. In: e-HLS, Version vom 8. 12. 1999; Gut 1969, S. 141.
Hierzu und zum Folgenden: Protokoll AK-Sitzung, 15. 7. 1953, S. 11 f. (AJA).
Ebd., S. 13: Direktor Steiner führte aus, man habe «am 7. Januar 1951 erklärt, man müsse, um die Verantwortung weiter tragen zu können, im Jahre 1952 bauen. Jetzt sei Juli 1953 und noch nichts geschehen: Er komme sich manchmal allein auf weiter Flur vor und sei selbst bei Bun-desrat Feldmann gewesen und habe Nat.rat Dr. Schmid um Intervention in Bern ersucht, damit die Pläne dort behandelt würden. Die Douchenanlagen und die Zellen seien eine Schande.»
Jahresbericht Aarburg 1952/53, S. 51, und 1954/55, S. 75.
Jahresbericht Aarburg 1954/55, S. 75. Der Symbolhaftigkeit dieses Bilds konnte sich offensichtlich auch der Verfasser – wohl Direktor Steiner – nicht entziehen. Das Jugendheim Aarburg verfügt über Filmaufnahmen, welche den Abriss des Zellentrakts und die Errichtung des Schlafstättenbaus dokumentieren.
Botschaft RR an GR, 7. 5. 1954, S. 4 (StAAG GR 1954, Nr. 270): «Grosser Putz- und Umkleideraum, zwei einzelne Douchenstellen für den täglichen Gebrauch, grosse Douchenanlagen für die wöchentliche Reinigung, Tröcknevorrichtungen für nasse Arbeitskleider, Schuhputztische und für jeden Zögling ein verschliessbares Garderobekästchen, Wannenbad für Angestellte und Wannenbad für kranke Zöglinge.»
Ebd., S. 4 f.: «[…] (bis heute war dem Zögling der Ausblick auf Land und Berge nur möglich, wenn er sich an den Gitterstäben seines Zellenfensters hochzog).»
Ebd., S. 5. Gewisse Parallelen zu den von Jugendsekretär Grob im Jahr 1938 gemachten Vorschlägen sind unverkennbar: «Zu erwägen ist, ob für Jugendliche, die sich während hinreichend langer Frist als charakterlich gefestigt bewährt haben, […] wohnliche 3–5 Betten Zimmer, für die Zuverlässigsten und Fortgeschrittensten auch wohnliche Einzelzimmer einzurichten sind, die (bei geschlossener Haustüre) nicht verschlossen werden und an nicht abgeschlossenem Korridor liegen. Für die noch nicht Gefestigten, noch Unzuverlässigen sind Einzelzimmer einzurichten, die an verschlossenem Korridor liegen und verschlossen werden […].» Vor schläge betr. die Zwangserziehungsanstalt Aarburg von Dr. Hs. Grob, 14. 3. 1938, S. 3 f. (StAAG DJ03.0178). Grob, der das Erziehungssystem auf der Aarburg bereits in einem Zeitungsartikel vom Juli 1936 als «verfehlt» bezeichnet und dessen Abschaffung gefordert hatte, schlug damals eine Zimmereinteilung «von 3–4, 4–6, 6–8 Betten» vor. Vgl. Grob, Hans: Zur Anstaltserziehung schwererziehbarer Burschen. In: Die Nation, Nr. 27, 2. 7. 1936, S. 5.
Botschaft RR an GR, 7. 5. 1954, S. 5 (StAAG GR 1954, Nr. 270).
Ebd.
Jahresbericht Aarburg 1956/57, S. 51 f.: «Dazu ist zu sagen, dass der Auszug aus einem alten Haus und der Abbruch dieses Hauses vorwiegend ein organisatorisches Problem darstellte, während die ‹Besitznahme› eines Hauses, dessen Aufgabe es ist, nicht bloss Unterkunft, sondern ‹Heim› zu sein, erdauert sein will. Mit andern Worten: Der Mensch und die Gemeinschaft müssen organisch in das Haus hineinwachsen.»
Ebd., S. 52.
Vgl. Botschaft RR an GR, 7. 5. 1954 (StAAG GR 1954, Nr. 270), S. 11 f.: «Den Kantonen werden hinsichtlich der Anpassung ihrer Anstalten für den Straf- und Massnahmenvollzug an die Normen des Strafgesetzbuches in den Art. 382 ff. StGB bestimmte Vorschriften gemacht. In Art. 386 werden ihnen hierfür Bundesbeiträge in Aussicht gestellt, worüber ein Bundesratsbeschluss vom 10. Juli 1945 nähere Ausführungsvorschriften enthält. Dem Bundesrat steht die Oberaufsicht zu. Die erforderlichen Reformen in den Anstalten sind von den Kantonen innert 20 Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes durchzuführen. Die Frist endigt somit Ende 1961. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang insbesondere die Bestimmung des Art. 393, Abs. 2, StGB, welcher lautet: ‹Nach Anhörung der Kantone bestimmt der Bundesrat, welche Anstaltsreformen der einzelne Kanton durchzuführen und auf welchen Zeitpunkt er ihre Durchführung zu beenden hat. Diese Anordnungen des Bundesrates können von der Kantonsregierung innert sechzig Tagen nach ihrer Mitteilung an die Bundesversammlung weitergezogen werden.›»
Diese Initiative steht wohl mit dem medialen Skandal um die Erziehungsanstalt Sonnenberg oberhalb von Kriens vom Sommer 1944 in Zusammenhang, als Peter Surava (1912–1995), Reporter der Wochenzeitung ‹Die Nation›, und der Fotograf Paul Senn (1901–1953) Missstände aufdeckten und dokumentierten. Vgl. Hafner 2011, S. 132 f. Die Ausschüsse der ‹Studienkommission für die Anstaltsfrage› hatten die folgenden Aufgabengebiete: I. Aufklärung; II. Organisation der Anstalten im Allgemeinen; III. Landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe; IV. Ökonomische und finanzielle Probleme; V. Arbeitsbedingungen des Personals; VI. Bauten und Einrichtungen; VII. Erzieherische Probleme, Auswahl und Ausbildung des Personals, Regelung der Aufsicht. Vgl. dazu: Rickenbach, Walter: Reformbestrebungen im schweizerischen Anstaltswesen. In: Der Armenpfleger (42/1945), S. 42–46; Ders.: Der gegenwärtige Stand der Anstaltsreform. In: Der Armenpfleger (44/1947), S. 11–18.
Die Studienkommission und die Expertenkommission werden in den hier untersuchten Quellen nicht explizit genannt. Um festzustellen, wie gross ihr Einfluss auf die Reformmassnahmen in Aarburg war, müsste man die personellen Überschneidungen der beiden Kommissionen mit den in Aarburg eingesetzten Expertengruppen eruieren. Dies ist im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich.